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News der EVH

Ökostrom für Halle

Im Interview mit Radio Corax erklärt Olaf Schneider, seit 2013 Geschäftsführer der EVH GmbH, wie das Unternehmen bereits ökologisch agiert und diesen Weg in Zukunft weiter verfolgen will.

 Das Bild wurde in einem Büro aufgenommen. Vorne befindet sich ein Tisch mit Wasserflaschen und Papieren und im Hintergrund eine Schrankwand und ein Fenster mit Jalousien. Auf der linken Seite sitzt Olaf Schneider, ein Herr mit grauem Anzug und Brille, und rechts Maximilian Hitzler, der einen rotgestreiften Pulli trägt und ein Mikrofon in Richtung seines Gesprächspartners hält.
Olaf Schneider (li.) im Interview mit Maximilian Hitzler für Radio Corax.

„Die EVH ist ein hundertprozentiges Tochterunternehmen der Stadtwerke Halle. Die Stadtwerke wiederum gehören 100 Prozent zur Stadt, wir sind also zu 100 Prozent kommunal und unser Unternehmensziel ist demzufolge, weil kommunal, die Daseinsvorsorge. Das heißt die sichere, bezahlbare ökologische Versorgung unserer Kundschaft mit Gas, Strom und Wärme.“

Was ist Ökostrom und welche qualitativen Unterschiede in den verschiedenen Ökostromarten gibt es?

„Ökostrom ist Strom, der aus Erneuerbaren Energien produziert wird. Das können Windenergieanlagen sein, Photovoltaikanlagen, Biogas, Wasserkraft – das sind so die bekannten Ökostromerzeuger. Hier gibt es natürlich unterschiedliche Qualitäten. Das hängt immer davon ab, ‚Sind das Neuanlagen?‘, da gibt es auch Zertifizierungen zu diesem Thema. Ich habe hier mal eine Tabelle aufgemacht, wie man Ökostrom differenziert. ‚Wie groß ist der Umweltnutzen?‘, das ist zum Beispiel immer ein wichtiges Kriterium. ‚Kann man sich über die Projekte informieren, die Ökostrom verkaufen?‘ Das heißt: ‚Wie transparent ist dieses Produkt, also welche Projekte stehen ganz konkret dahinter?‘. Da reichen nicht nur allgemeine Informationen. Zum Beispiel ‚Wie ist das Label vergeben worden und so weiter und so fort?‘. Herkunftsnachweis ist ein ganz wichtiges Thema. Und dadurch unterscheiden sich die Produkte. Bei den Verbraucherzentralen kann man sich da informieren. Da gibt es nur zwei Produkte, die empfohlen werden. Das ist einmal dieses Öko-Power-Produkt, das nutzen wir.“

Was sind die Unterschiede bei den Labels genau?

„Die Verbraucherzentrale Niedersachen gibt da einen schönen Überblick. Die Kriterien, nach welchen bewertet wird, lauten ,Wie transparent bin ich? Welche Projekte stehen dahinter? Sind das wirklich Erneuerbare Stromerzeuger?‘ Und darauf sollte man auch wirklich achten bei diesem Label, dass es wirklich transparent ist und dass ich weiß, wo diese Anlage steht.“

Was sind die qualitativen Unterschiede bei den verschiedenen erneuerbaren Stromquellen?

„Persönlich eingeschätzt stehen Wind, Wasser und Sonne qualitativ auf einer Stufe ökologisch gesehen. Im Bereich Sonne ist es mir wichtig, dass keine landwirtschaftlichen Flächen verdrängt werden. Im Bereich Wind ist mir wichtig, dass man keine Wälder abholzt werden. Gemessen an unserem Umsatz sind wir Vorreiter bei den Erneuerbaren Energien. Wir haben 25 Megawatt-Windenergieanlagen. Wir haben 25 Megawatt Photovoltaik als Freiflächenanlagen, das werden im nächsten Jahr sogar 45 Megawatt sein. 70.000 Haushalte versorgen wir zu 100 Prozent mit Strom aus Erneuerbaren Energien. Da muss man diese Unterschiede ansetzen. Biogas ist auch wieder so ein Thema, da gibt es immer diese Diskussion: ‚Verdränge ich damit Landwirtschaft und demzufolge auch Getreideanbau?‘.  Wir erzeugen hier in Halle unseren Strom mit 100 Prozent aus KWK Anlagen (Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen) auf Gas-Basis. Das ist eine gekoppelte Produktion von Strom und Wärme. Den Strom von unseren Kraftwerken vermarkten wir, den speisen wir ins vorgelagerte Netz ein und kaufen Strom wieder zurück. Das heißt, wir zwar als Stadtwerke sind zu 100 Prozent kohlestromfrei und natürlich 100 Prozent atomstromfrei in unserer Produktion, kaufen aber an der Börse und bei unseren Handelspartnern wieder einen Strommix zurück.“

Wie wird der Strom, der hier in Halle aus der Steckdose kommt, produziert? Wie setzt sich der Strommix hier zusammen?

„Wie kaufen wir den Strom vom Markt wieder zurück für unsere halleschen Kunden? Das kann man schön ablesen in jeder Energieabrechnung, in jeder Stromabrechnung ist der Strommix gekennzeichnet. Und bei uns ist es so: Der Gesamtstrommix setzt sich wie folgt zusammen: 54 Prozent stammen aus Erneuerbaren Energien, 26  Prozent aus Gas. Wir haben nur noch 11,6 Prozent Kohleanteil, der Rest sind sonstige. Der Durchschnitt in Deutschland liegt im Kohlebereich bei 36,6 Prozent und hat auch einen Anteil von Atomenergie von 13 Prozent, bei uns sind das nur 3,4 Prozent. Ich kann diesen Strommix beeinflussen, indem ich mir die Handelspartner, von wo ich diesen Strom beziehe, so auswähle, dass sie einen besseren Strommix haben, wenig Kohle, wenig Atomkraft und das machen wir auch. Also unser Strommix ist im Vergleich zu den Durchschnittswerten in Deutschland deutlich besser, mit deutlich weniger Atomstrom, deutlich weniger Kohlestrom.“

Wie kann ich es als Verbraucher vermeiden, Kohle- und Atomstrom zu nutzen?

„Wenn Sie 100 Prozent Ökostrom von uns beziehen, dann ist es bei uns so, dass sich der Mix wie folgt zusammensetzt: 55,6  Prozent unseres Ökostroms sind direkt aus Erneuerbaren Energieanlagen, die nach dem EEG-Gesetz gefördert werden. Der Rest sind sonstige erneuerbare Produktionsstätten, das sind Wasserkraftanlagen und Biogasanlagen. Bei diesen Anlagen ist es wichtig, dass sie eine hohe Neuanlagenquote haben, bei uns von aktuell 33 Prozent. Wenn Sie Ökostrom von uns beziehen, haben Sie also schon 100 Prozent Erneuerbare Energie.“

Wie sieht die Entwicklung in der Zukunft aus? Welche Zukunftsvision hat die EVH?

„Wir haben ganz klar eine Zukunftsvision. Was heißt wir: Wir haben hier in Halle eine Energieinitiative gegründet. Das sind 26 Partner, das sind große Energieabnehmer hier in Halle, die komplette Wohnungswirtschaft ist dabei, Krankenhäuser, Institutionen, öffentliche Einrichtungen, Wissenschaft, Wirtschaft – alle machen da mit. Ziel dieser Energieinitiative ist es, die Energiewende hier vor Ort in Halle umzusetzen. Da gibt es ein ganz klares Modell, was wir verabschiedet haben. Zum ersten geht es darum, den erneuerbaren Anteil auszuweiten. Wir wollen bis 2030 zum Beispiel 200 Megawatt Erneuerbaren Energien im Bereich Photovoltaik haben, aktuell sind es 45. Bis 2022 wollen wir die komplette Grundlast bei der Wärme dekarbonisieren. Das wollen wir im ersten Schritt mit einer Großwärmepumpe machen und mit unserer 3,3 Megawatt-Solarthermieanlage in Trotha, die im November in Betrieb genommen wurde. Hier geht es darum, die Wärmeproduktion in Halle zu dekarbonisieren. Als nächstes haben wir eine Großraumwärmepumpe am Standort Trotha geplant. Wir nennen das Projekt SAALE TO HEAT. Wir wollen bei diesem Projekt die Saale nutzen, das heißt aus dem Saalewasser die Energie entnehmen und in die Fernwärme einspeisen. Damit sind wir 2022 in der Grundlast schon dekarbonisiert. In der Mittellast wollen wir das bis 2030 schaffen. Da soll eine Power to Heat-Anlage am Standort Dieselstraße errichtet werden. Im ersten Schritt eine 25 Megawatt-Anlage. Wir nutzen den erneuerbaren Strom und wandeln den um in Wärme und speisen den in das Fernwärmenetz ein. Und dann haben wir die Mittellast bis 2030 auch schon dekarbonisiert. Und langfristig ist es unsere Aufgabe, unsere Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen basieren ja auf Erdgas, synthetisches Gas einzusetzen. Das ist Gas, was aus Erneuerbaren Energien über Elektrolyse erzeugt wird. Zuerst also die Wasserstoffproduktion, später Methanisierung , die zu 100 Prozent erneuerbar ist. Und das würden wir dann in unseren Gasturbinen einsetzen.“

Wie effektiv kann man zu Hause Strom sparen?

„Mit der LED-Technologie kann man eine ganze Menge Strom sparen. Dann sollten die elektrischen Geräte nach dem neuesten Standard gebaut sind. Man sollte sich nach den neuesten Technologien orientieren und nicht so alte Waschmaschinen, Wäschetrockner und Geschirrspüler von vor 10 Jahren nutzen, denn die verbrauchen einfach mehr Energie.“

Quelle: Radio Corax

10.01.2020